2022 März 07

Interviews

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Ulrich Ueckerseifer zu den wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine

von Isabel Funke

ECON Redner Ulrich Ueckerseifer

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine ist Ulrich Ueckerseifer vor allem zu einem Thema gefragt: den ökonomischen Folgen des Krieges. Wir haben den WDR-Wirtschafsexperten um seine Einschätzung gebeten.

Herr Ueckerseifer, die EU hat eine Reihe von Wirtschaftssanktionen gegen Russland beschlossen. Welche treffen Russland am härtesten?

Die Sperrung eines großen Teils der russischen Devisenreserven war die Sanktion, die am meisten überrascht hat. Noch nie ist gegen die Zentralbank eines großen Landes eine solche Sanktion verhängt worden. Nun kann Russland nicht mehr auf den Teil der Devisenreserven zugreifen, der bei westlichen Banken deponiert ist – mehr als die Hälfte ist blockiert. Mittelfristig werden auch die Exportbeschränkung für Technologie die russische Wirtschaft hart treffen.

Sanktionen wirken sich immer auch auf die aus, die sie verhängen. Mit welchen Folgen rechnen Sie für die europäische Wirtschaft und insbesondere die deutsche?

Die deutsche Wirtschaft wird zwar am stärksten betroffen sein, aber nicht wirklich hart getroffen werden. Anders sähe das aus, wenn die von einigen geforderten Importstopps für russisches Öl und Gas kommen sollten. Dann würden die Gas- und Ölpreise noch deutlich stärker steigen. Die gesamte Welt wäre betroffen und Deutschland besonders stark, weil wir besonders abhängig von russischem Gas sind.

Welche Rolle wird China bei alldem spielen?

China kann Russland intensiv helfen, die Sanktionen zu umgehen, oder genau dies nur halbherzig tun. China hat also einen großen Einfluss darauf, wie hart die westlichen Sanktionen Russland treffen werden.  

Wie sehen Sie die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten?

Die Kombination von Krieg, Unsicherheit und Inflation ist eine giftige Mischung für die Kurse. Die Zinswende in Europa wird vermutlich aufgeschoben. Aber früher oder später kommt sie doch, die Inflation wird die EZB dazu zwingen. Und steigende Aktienkurse bei steigenden Zinsen sind nicht zu erwarten.

Deutschlands Abhängigkeit von russischen Öl- und Gasimporten wird seit langem kritisiert. Wie kommen wir durch den nächsten Winter?

Hoffentlich mit gut gefüllten Gasspeichern. Ob die aber ohne russisches Gas ausreichend gefüllt werden können, da bin ich im Moment noch skeptisch.

Mehr Informationen zu diesem Thema erhalten Sie in der ARD ErklärBAR und natürlich bei einem Vortrag von Ulrich Ueckerseifer, den Sie bei uns buchen können.

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