Diese Frage stand beim Prognosetag 2022 der NordLB im Mittelpunkt, und die Keynote dazu hielt der ehemalige Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Dr. Jürgen Stark.
„Man sollte sich von den aktuellen Zahlen nicht irremachen lassen, wir sind nicht in der Türkei oder in Argentinien“ beruhigte Stark zunächst die Zuhörer.
Doch im Laufe seiner Ausführungen legte er dar, was aus seiner Sicht geldpolitisch schief läuft und welche Risiken derzeit bestehen.
Die EZB habe die Geldmenge erweitert, um die Inflation auf die angestrebten zwei Prozent zu bringen. Dennoch sank die Inflation im Euroraum kontinuierlich und lag im Durchschnitt der Jahre 2019-2021 bei ca. einem Prozent. Doch jetzt ist die Inflation zurück und es stellt sich die Frage, ob es sich dabei um ein vorübergehendes oder ein anhaltendes Phänomen handelt.
Jürgen Stark geht davon aus, dass sich an der expansiven Geld- und Fiskalpolitik beidseits des Atlantiks vorerst nichts ändern wird. Darüber hinaus beeinflussen weitere, strukturelle Faktoren die Inflation.
Phase der Preisstabilität ist vorbei
Zwar wirken technologischer Fortschritt, Innovation und Digitalisierung inflationsdämpfend. Doch der aktuelle Fachkräftemangel, das Ende der Überglobalisierung aufgrund der Pandemie und die damit verbundene Verkürzung der Lieferketten und Rückverlagerung der Produktion ins teurere Europa, höhere Transportkosten sowie der aktuelle Gütermangel treiben die Preise weiter nach oben.
Auch die Grüne Transformation sei ohne einen Preisschub nicht zu haben, ist Stark überzeugt. Zum Beispiel würden Produktionskapazitäten für fossile Energien schneller abgebaut als Erneuerbare aufgebaut, die Energiewende werde zum nachhaltigen Inflationstreiber.
Die EZB sieht er dadurch in einem Dilemma. Sie sei geldpolitisch gefordert, die inflationären Folgen der Klimapolitik zu dämpfen, um nicht an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Dazu müsste sie den Verkauf von Anleihen und eine Zinserhöhung einleiten, was die Schuldenkrise wieder vertiefen könnte.
Auch wenn Stark erwartet, dass die EZB einen Kurswechsel vollzieht, lautet sein Fazit: „Die lange Phase der Preisstabilität ist zunächst einmal vorbei.“
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Übrigens wurde die digitale Durchführung des Prognosetags der Nord LB durch unsere Agentur technisch begleitet und gesteuert. Wenn Sie auch ein virtuelles Event planen, machen wir Ihnen gerne ein Angebot.
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