Wie oft muss man ein Din-A4-Blatt falten, damit es bis zur Decke reicht? Selbst im Ehrensaal des Deutschen Museums sind es nicht dreihundert oder tausend Mal, wie man vielleicht spontan vemuten könnte, sondern nur fünfzehn Mal. Mit diesem plastischen Beispiel machte Prof. Christian Berg bei seinem Vortrag letzte Woche klar, wie schwer es für uns Menschen ist, sich exponentielles Wachstum vorzustellen. Genau dieses exponentielle Wachstum liegt aber der Klimakrise zugrunde.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Wissenschaft für jedermann sprach der Nachhaltigkeitsexperte, Physiker und Philosoph zum Thema seines neuen Buches Ist Nachhaltigkeit utopisch? Wie wir Barrieren überwinden und zukunftsfähig handeln.
In seinem inspirierenden und klar strukturierten Vortrag skizziert Christian Berg zunächst die Ausgangssituation: Die Weltbevölkerung nimmt weiter zu, Rohstoff- und Energieverbrauch ebenfalls, die CO2-Konzentration in der Atmosphäre steigt exponentiell an und in der Folge steigen weltweit die Temperaturen.
Nachhaltigkeit als Utopie
Mit unserer Lebensweise überschreiten wir die planetaren Belastungsgrenzen. Wir bräuchten 4-5 Erden, wenn alle Menschen auf der Welt so lebten wie wir. Ist Nachhaltigkeit also utopisch?
Ja, sagt Christian Berg, aber im doppelten Sinn. Denn da wir die Folgen unseres Handelns nicht genau vorhersehen können und daher auch nicht wissen, ob vermeintlich nachhaltiges Handeln auf Dauer auch tatsächlich nachhaltig ist, bleibt Nachhaltigkeit unerreichbar, also utopisch. Als Vision für eine bessere Welt ist Nachhaltigkeit aber zugleich eine Utopie, nach der zu streben sich lohnt.
Um diese Utopie mit Leben zu füllen, hat sich die Weltgemeinschaft die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung gesetzt mit insgesamt 169 Unterzielen. Allein diese große Zahl zeigt, wie komplex die Umsetzung ist. Denn alle Akteure müssten koordiniert werden, damit ihre Maßnahmen sich nicht möglicherweise gegenseitig konterkarieren.
Perspektivwechsel lohnt sich
Daher rät Christian Berg zu einem Perspektivwechsel – weg von den Zielen hin zu den Akteuren, also auch zu jedem einzelnen von uns. Wenn wir unser Handeln an nachhaltigen Prinzipien orientieren und somit die Komplexität reduzieren, ist bereits viel gewonnen.
Als Prinzipien der Nachhaltigkeit nennt Berg unter anderem: regional und saisonal einkaufen, vegetarische Ernährung, Beherzigung des Verursacherprinzips und Einfachheit. Denn, so merkt er in der abschließenden Diskussion an, „Leben ist so viel mehr als Konsum.“
Lust auf mehr Nachhaltigkeit? Fragen Sie Christian Berg als Redner für Ihre Veranstaltung an!
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