2018 Februar 09

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Michael Groß: Weißwurst-Luftbrücke bei Olympia in Südkorea

von Barbara Boesmiller

Gastbeitrag von Michael Groß

 

Change Management, Digital Leadership, Selbstcoaching… Normalerweise sprechen wir mit Michael Groß über Themen wie diese. Schließlich ist der frühere Weltklasseschwimmer seit langem ein erfolgreicher Unternehmensberater. Doch anlässlich der Olympischen Winterspiele in Pyeongchan erinnert er sich nur zu gerne an seine eigene Zeit in Südkorea: vor genau 30 Jahren bei Olympia in Seoul. Vieles war 1988 anders – die enge Verknüpfung der Spiele mit der Politik aber zeigt sich damals wie heute. Wir haben Michael Groß nach seinen Erinnerungen gefragt:


Im Sommer 1988 war Südkorea noch ein Schwellenland. Von einer Wiedervereinigung Koreas war – wie heute – keine Rede, und auch in Deutschland gab es noch zwei Staaten. Offiziell war das Klima zwischen den beiden deutschen Mannschaften frostig wie selten, auch wegen meines Teamkollegen Jens-Peter Berndt.

Seinen Traum von Olympia hatten zuerst der DDR-Boykott 1984 und dann bürokratische Hürden bei einer Einbürgerung in die USA zunichte gemacht. Kurz vor Seoul qualifizierte er sich für das BRD-Schwimmteam – erhielt aber die Freigabe durch die DDR erst kurz vor dem entscheidenden Rennen.

Teamgeist und Mut zum Risiko

Neben all diesem politischen und diplomatischen Hickhack wollte er vor allem eines: Seine Freunde „von drüben“ sehen. Was taten wir also? Wir organisierten ein konspiratives Treffen, räumten – ausnahmsweise – unser Zimmer auf, stellten Bier und Knabberzeug bereit.

Und spät abends, als keiner mehr damit rechnete, traf Jens-Peter tatsächlich seine Teamkollegen aus Ost-Berlin. Es gab Freudentränen, Lachen – aber das Risiko, das die ostdeutschen Schwimmer eingegangen waren, war jedem bewusst…

Abgesehen davon hatten wir in Seoul vor allem ein Problem: Kim-Chi, der scharfe südkoreanische Kohl, bestimmte den Speiseplan in der Mensa. Mineralienreiche Bananen gab es nicht, kaum Süßes. Notrufe nach Nussnougat-Creme und Schokolade ereilten die Heimat.

Weißwürste per „Luftbrücke“

Eine „Luftbrücke“ wurde eingerichtet – Bananen aus Kolumbien, Weißwürste aus Bayern und eingeschmuggeltes Bier entspannten die Atmosphäre. Vor dem deutschen Quartier entstand sogar ein kleiner Biergarten. Wir Schwimmer marschierten vor dem letzten Staffelrennen immer verkleidet ein, das hatte Tradition. In Seoul entschieden wir uns – passend zum Biergarten – für Lederhosen 🙂

Bestimmt werden auch jetzt in Pyeongchan Sportler Geschichte schreiben und tolle Geschichten erleben. Die Wettkämpfe und Medaillen sind nur ein Teil der Spiele, und das macht Olympia so besonders.

In seinem Vortrag „Olympische Geschichten“ bietet Michael Groß weitere Blicke hinter die Kulissen der Olympischen Spiele – von der Antike bis heute.

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