Auch wenn bei uns gerade sehr frühlingshafte Temperaturen herrschen, fröstelt es einen, wenn Arved Fuchs davon erzählt, wie er mit vier Expeditionskollegen neun Tage lang zusammengekauert in einem Dreimannzelt einem eisigen Sturm in der Antarktis trotzen musste. Der heimliche Neid, den man auf das abwechslungsreiche Leben eines Abenteurers verspüren könnte, schlägt da schnell in Bewunderung um. Eingeladen hatte Arved Fuchs der Deutsche Fachverlag anlässlich der Arbeitsrechtskonferenz 2015 in der Münchner Allianz-Arena.
Schwungvoll und mitreißend lässt Arved Fuchs in 60 Minuten sein aufregendes Leben Revue passieren. Dabei belässt er es nicht bei der Schilderung seiner verschiedenen Expeditionen, sondern arbeitet anhand von Schlüsselerlebnissen und -erfahrungen Kernthemen der heutigen Arbeitswelt heraus.
Zunächst gibt es aber Anlass zum Schmunzeln, als Arved Fuchs über die Anfänge seiner Expeditionen in den Siebziger Jahren berichtet. Zum Beispiel wie er mit einem Freund die Wärmeeigenschaften von Schlafsäcken testete – in einem Kühlhaus unter gefrorenen Schweinehälften sitzend.
Go for it!
Wie immer, wenn man völlig Neues wagt, riefen auch Arved Fuchs‘ Expeditionsträume zunächst Bedenkenträger auf den Plan. „Go for it!“, also mit ganzer Energie sein Ziel verfolgen, lautet sein Rat. So nahm er sich 1984 vor, im Winter Kap Hoorn zu umrunden. Das extrem schwierige Vorhaben gelang und ist bis heute die erste und einzige Winterumrundung geblieben. Ein starker Wille, ausreichend Kompetenz, gründliche Vorbereitung sowie die Fähigkeit, Ungemach zu ertragen, machten den Erfolg möglich.
Einer für alle
Im Team unterwegs zu sein, sieht Arved Fuchs als besondere Herausforderung. Bei seiner Nordpolexpedition (bei Temperaturen zwischen -40 und -56 Grad!) war er mit acht Experten unterwegs, von denen jeder seine eigene Strategie hatte und sich in einem „Kokon der Selbstgefälligkeit“ bewegte. Erst als sich einer der Expeditionsteilnehmer trotz schlimmster Erfrierungen an den Füßen zum Weitermachen entschied, ging ein Ruck durchs Team. An die Stelle der Einzelkämpfermentalität trat die Erkenntnis, die Kompetenzen lieber zu bündeln und für die anderen dazusein.
Nicht ganz konfliktfrei verlief auch die Südpoldurchquerung mit Reinhold Messner. 2800 km Wegstrecke, ein 3000 Meter hohes Hochplateau und 130 kg Gepäck waren zu bewältigen. Obwohl die beiden Grenzgänger sich kaum kannten, klappte die Durchquerung – weil sowohl Arved Fuchs als auch Reinhold Messner Vollprofis sind und Konflikte konstruktiv lösen konnten.
Ein Teamleiter ist nicht Everybody’s Darling
Inzwischen sind Arved Fuchs größere Teams lieber. Seit vielen Jahren ist er mit dem Segelschiff Dagmar Aaen unterwegs. Wichtig ist für ihn, dass jeder im Team mitreden darf. Aber am Ende entscheidet der Teamleiter. Als solcher wird man nicht Everybody’s Darling sein und muss Kritik vertragen. Man muss seine Entscheidungen transparent machen und begründen können, denn nur dann entsteht Vertrauen, so Arved Fuchs.
Arved Fuchs warnt vor immensen Kosten des Klimawandels
Seit langem beobachtet Arved Fuchs auf seinen Expeditionen den Klimawandel. Auf dieses Thema wird er in der abschließenden Fragerunde angesprochen. Und was er da berichtet, ist wenig ermutigend: Die Arktis erwärmt sich doppelt so schnell wie der Rest der Welt, in den 1990er Jahren ist Arved Fuchs bei der Durchquerung der Nordwestpassage dreimal am Eis gescheitert, doch 2002 gelang sie. Und seine Nordpolexpedition wäre heute nicht mehr möglich, weil die Eisdecke zu brüchig geworden ist.
„Die Klimakonferenz in Paris hat Leuchtturmfunktion!“, mahnt Fuchs. Denn die Kosten des Klimawandels sind immens. Allein die Deiche in Norddeutschland zu erhöhen, koste 700 bis 800 Millionen Euro. Ganz zu schweigen von den Menschen, die vor der Dürre in ihren Ländern fliehen. Bis zu 200 Millionen Flüchtlinge könnte das laut Arved Fuchs zur Folge haben.
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