2013 November 14

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Theo Waigels flammendes Plädoyer für Europa

von Isabel Funke

ECON Redner Waigel Vortrag Eon Energieforum 2013

Wer Theo Waigel kennt, weiß: Der Mann hat Humor und kann reden. Dies bewies er wieder einmal bei seinem Vortrag über „Nachhaltigkeit in der Energie-, Finanz und Wirtschaftspolitik“, den er letzte Woche auf dem E.ON Energieforum 2013 in Unterschleißheim bei München hielt. Gespickt mit launigen Anekdoten aus seiner Zeit als Bundesfinanzminister zog er eine Bilanz der europaweiten Anstrengungen zur Bewältigung der Finanzkrise.

Deutschland sei gut über die Krise gekommen, weil zur Ankurbelung der Konjunktur viel Geld in die Hand genommen wurde.

Der Staat rettet die Banken. Aber wer rettet den Staat?

Nun sei es aber an der Zeit, auf eine stärkere Konsolidierung zu achten. Denn nicht nur das Haushaltsdefizit, sondern auch die künftigen Pensionen, Renten und Pflegeleistungen belasteten den Etat. Rechne man diese zum aktuellen Defizit von 80 Prozent hinzu, lande man bei 280 Prozent! „Mich ärgert, dass in der Politik kaum darüber diskutiert wird, wie die junge Generation die Lasten der älteren Generation tragen soll!“, so Theo Waigel. Die Erhöhung des Rentenalters auf 67 sei daher nur richtig. Langfristig müsse Deutschland Haushaltüberschüsse erzielen, um die großen Demographieprobleme zu lösen.

Eine Spaltung Europas wäre eine Katastrophe

Nach einer Bewertung der Reformen in den Krisenländern Irland, Italien, Spanien und Portugal kam Theo Waigel natürlich auch auf Griechenland zu sprechen. „Wir müssen dem Patienten helfen, dass er aus eigener Kraft wieder auf die Beine kommt“. Die erste Hälfte des Marathons habe Griechenland schon hinter sich, die zweite Hälfte werde aber nicht einfacher. Waigel warnte vor dem Chaos, in das ein Austritt einzelner Länder aus der Eurozone unweigerlich führen würde. Er erinnerte an die Währungsturbulenzen in den 1980er und 1990er Jahren und wies auf die aktuelle Entwicklung zu drei großen Weltwährungsblöcken hin – Dollar, Yuan und Euro.

Wir brauchen mehr Emotionen und Begeisterung für Europa

Seinen Vortrag beendete Theo Waigel mit sehr persönlichen Anmerkungen, die seinen unermüdlichen Einsatz das vereinte Europa erklären: Als Schirmherr eines internationalen Jugendprojekts nahm er an einer Führung über den Soldatenfriedhof teil, auf dem sein Bruder begraben ist. Als die Gruppe zum Grab seines Bruders kam, bat der Führer die Jugendlichen, ihre Euromünzen aus der Tasche zu holen. „Da sahen sie, dass die Münzen eine einheitliche europäische Seite und ganz unterschiedliche nationale Seiten haben“. Woraufhin  der Führer die Münzen zeigte, die zur Zeit des Zweiten Weltkriegs in Gebrauch waren: Vorder- und Rückseite waren rein national geprägt. „Etwas besseres, als einen dauerhaft nachhaltigen, gesicherten Frieden können wir den Jungen nicht hinterlassen!“

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