2024 Oktober 17

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Dem Fachkräftemangel begegnen! Tipps für Unternehmen und Führungskräfte von Christian Thiele

von Marion Gissing

Im Kindergarten und bei der Bahn, im Krankenhaus und im Büro: Überall fehlt es an Arbeitskräften. Und das Thema wird sich sogar noch verschärfen – erst Ende des Jahrzehnts gehen die geburtenstarken Jahrgänge in Rente.

Was also als Arbeitgeber, als Unternehmen tun? Wir haben dazu mit unserem Referenten und Führungskräfte-Experten Christian Thiele gesprochen.

Das Wertschätzende Führen ist sein Herzensthema. In seinem neuen Vortrag zeigt Christian Thiele eindrucksvoll, wie Unternehmen dem Fachkräftemangel ein Schnippchen schlagen. Bei ihm lernen Führungskräfte, Geschäftsführende und HR geniale Ideen und zukunftsfähige Methoden. Mit uns spricht er über Mutmacher, Mitmacher und Miesmacher.

„Talente finden, binden und begeistern: Das machen Unternehmen, indem sie Freude, Gemeinschaft und Sinn in der Arbeit als Erfolgs- und Wertschöpfungsfaktor sehen – und nicht als nice to have.“

Christian Thiele, der Fachkräftemangel stürzt aktuell viele Unternehmen in die Krise. Was empfehlen Sie Führungskräften oder Inhabern vor allem, um wenigstens ihre bestehenden Teammitglieder sicher im Boot zu halten?
Christian Thiele: Stellen Sie sich vor, Sie sitzen mit Ihrer Partnerin, Ihrem Partner auf der Couch und wischen permanent auf Ihrem Smartphone durch die Tinder-App – auf der Suche nach möglichen anderen PartnerInnen. So ähnlich kommen mir manche Unternehmen gerade vor: Der Fokus liegt sehr stark auf Recruiting, auf Attraktivität nach außen – und aus meiner Sicht zu wenig auf Retention, also auf Attraktivität nach innen. Nicht bloß Neue finden, auch die Vorhandenen binden, das wäre meine Empfehlung. Und dazu gehören attraktive Arbeitszeitmodelle, ansprechende Vorort-Arbeitsräume, natürlich auch eine ordentliche, faire Entlohnung. Und vor allem positive, motivierende, inspirierende Führungskräfte!

Sie sprechen von drei Arten von Teammitgliedern: Mutmachern, Mitmachern und Miesmachern. Was hat es damit auf sich?
C.T.: Der aktuelle Gallup-Engagement-Index beschreibt, dass durchschnittlich 19 Prozent der Beschäftigten in deutschen Unternehmen keine emotionale Bindung ans Unternehmen haben. Das sind die „Miesmacher“. 67 Prozent sind demnach geringfügig ans Unternehmen gebunden – die „Mitmacher“. Und gerade mal 14 Prozent können wir als „Mutmacher“ bezeichnen. Das sind Menschen, die emotional an den Betrieb gebunden sind. Solche, die ihre Marke, die Angebote oder Produkte sowie die Führungskräfte wirklich gut finden. Solche, die das Unternehmen als Arbeitgeber weiterempfehlen. Dass Mutmacher seltener krank sind, mehr leisten, zufriedener im Job sind, das legen die Gallup-Studien ebenfalls nahe. Und ob Sie sich eher als Miesmacher, als Mitmacher oder als Mutmacher empfinden, darauf hat Führung einen enorm großen Einfluss.

Die Zahl der Wechselwilligen und innerlich Gekündigten, sagen Sie, sei auf Rekordniveau. Als Vorgeschmack auf Ihren neuen Vortrag: Was wären effektive Methoden für Führungskräfte, um Mitmacher in Mutmacher zu verwandeln oder Miesmacher in Mitmacher? 
C.T.: Stärken stärker stärken – und Stärkenstärker stärker stärken: das stärkt! Das wäre der Kern meiner Antwort. Wir haben alle unsere Macken, Mängel, Defizite. Aber viel gesünder, produktiver und engagierter sind wir bei der Sache, wenn wir unsere Talente, Kompetenzen und Leidenschaften im Job stärker einbringen können. Und dafür kann Führung viel tun. Erstmal, indem Stärken überhaupt gesehen, erkannt, anerkannt und wertgeschätzt und dann auch auf die Straße gebracht werden. Ein Pinguin wird immer einen kurzen Hals und keine Knie haben, wird an Land immer ungelenk daher watscheln, egal wie viele Kletter- oder Renntrainings die Personalentwicklung ihm verpasst. Aber wenn er mal im Wasser ist und Fische jagen darf, dann ist er buchstäblich in seinem Element. Das ist ein Kernelement positiver, stärkenorientierter Leadership- und Personalarbeit! Das ist nicht nur meine subjektive Erfahrung, dazu gibt es auch immer mehr und immer bessere wissenschaftliche Forschung.

Haben Unternehmen, deren Boot wegen des Fachkräftemangels bereits strudelt, noch Chancen, das Ruder herumzureißen, wenn sie jetzt schnell und klug handeln? Und: Womit sollten sie anfangen?
C.T.: Der Kräfte-, Fachkräfte- und Führungskräftemangel scheint auf allen Hierarchieebenen stark ausgeprägt zu sein – und das in allen Branchen und Gegenden. So interpretiere ich die langfristigen Trenddaten. Das mag die aktuelle Konjunkturdelle teils überschatten, aber natürlich gibt es Unternehmen, die sich viel leichter tun, Talente zu finden, zu binden und zu begeistern. Es sind meiner Erfahrung nach jene, die:

  • Jobs und Verantwortlichkeiten stärker um persönliche Stärken und Kompetenzen herumbauen als andersherum;
  • Führungskräfte als Leaders sehen und nicht bloß als Exceltabellenverwalter. Die sie entsprechend aussuchen, schulen, vernetzen und begleiten;
  • Freude, Gemeinschaft und Sinn in der Arbeit als kritischen Erfolgs- und Wertschöpfungsfaktor sehen – nicht als nice to have.

Christian Thiele ist vielfach preisgekrönter Coach, Trainer, Speaker und Dozent für Positive Psychologie und Positive Leadership und zeigt sich in seinen Workshops oder Vorträgen äußerst leidenschaftlich, innovativ und humorvoll. Mit Büchern wie „Positiv führen. Stärken erkennen und nutzen“ oder „Job Crafting“ untermauert er seine Kompetenz.

Wenn Sie Christian Thiele für Ihre Veranstaltung oder Ihr Seminar als Redner anfragen möchten, rufen Sie uns an unter +49 89 5472619-0 oder mailen Sie uns.

Das Interview führte Katja Volkmer, Redakteurin und freie Mitarbeiterin der Econ Referenten-Agentur.

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