„Unsere Wirtschaft tötet Menschen und die Natur“, sagt Oskar Lafontaine zu Beginn seines Vortrags auf der 6. Deutschen Arbeitsrechtskonferenz in München. Er bezieht sich dabei auf niemand geringeren als Papst Franziskus, der kurz nach seinem Amtsantritt beklagt hatte: „Diese Wirtschaft tötet“.
Kämpferisch wie eh und je lässt der inzwischen 76-Jährige keinen Zweifel daran, dass sein Herz immer noch links schlägt. Die Beispiele, die er für die Aussage des Papstes anführt, sind alle nicht neu. Aber sie sind deswegen kein bisschen weniger aktuell.
Als erstes nennt Oskar Lafontaine das Waldsterben, über das man schon in den 80er Jahren sprach. Ob bei uns oder im Amazonasgebiet – die private Nutzung natürlicher Güter geht auf Kosten der Natur.
24.000 Hungertote pro Tag
Weiteres Beispiel: Millionen von Menschen verhungern jährlich. 24.000 sind es laut Lafontaine pro Tag. „Mit einem Teil der Rüstungsausgaben könnten wir den Hunger beseitigen“. Auch dies ein Thema, das uns seit den 80er Jahren beschäftigt.
Doch während es damals um Abrüstung ging, geht es heute um Aufrüstung, bedauert Oskar Lafontaine. „Kriege werden um Rohstoffe und Absatzmärkte geführt“ zitiert er Oswald Spengler und beklagt, dass der Kolonialismus immer noch lebendig ist.
Schlimmer noch als Bomben seien aber Handelskriege und Boykotte. 500.000 Kinder sind im Irak aufgrund des Boykotts gestorben, in Venezuela sterben 40.000 Menschen pro Jahr, wie der amerikanische Ökonom Jeffrey Sachs ermittelt hat.
Was können wir tun?
„Wir müssen zu einer Wirtschaftsweise kommen, die eine gerechtere Verteilung der Güter und Machtstrukturen ermöglicht“, fordert Lafontaine. „Wir alle sind durch unsere politischen Entscheidungen an diesen Entwicklungen beteiligt!“. Seinen leidenschaftlichen Vortrag beendet er zuversichtlich mit dem letzten Vers aus Bertolt Brechts Gedicht An die Nachgeborenen: „Ihr aber, wenn es soweit sein wird, daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist, gedenkt unsrer mit Nachsicht.“
Der anhaltende, herzliche Applaus und die intensive Diskussion zeigten, dass Oskar Lafontaine den Nerv der Zuhörer getroffen hat.
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