Jeder kennt sie aus seiner Kindheit: Schneekugeln. Hat man sie geschüttelt, sinken nach ein paar Sekunden alle Schneeflocken zu Boden und es kehrt wieder Ruhe ein. Für den Kommunikationsexperten René Borbonus symbolisiert die Schneekugel den Zustand unseres Geistes im digitalen Zeitalter. Allerdings mit einem gravierenden Unterschied – das unablässig auf uns einprasselnde Informationsgestöber lässt unseren Geist nicht mehr zur Ruhe kommen. „Wir sind kognitiv müde“ nennt das René Borbonus.
In seinem unterhaltsamen Vortrag „Klarheit“ beim SZ-Wissensforum zeigte er, wie wir mehr Klarheit in unsere Kommunikation und damit in unsere Beziehungen bringen, privat wie beruflich.
Drei Wege führen laut René Borbonus zu Klarheit:
- Entschleunigung: Machen wir uns frei vom Zwang, nur ja keine Information zu verpassen und alles und jedes zu kommentieren! „Whatsapp-Gruppen sind eine Riesenseuche“, so Borbonus. Sollte man sich nicht öfters mal fragen, ob das, was man gerade mitteilen möchte, für die anderen auch wirklich relevant ist?
- Distanz: Nur wenn wir eine gesunde Distanz zur Welt aufbauen, können wir diese hinterfragen.
- Memento Mori: Nur weil wir sterblich sind, machen wir uns Gedanken über die Ausgestaltung unseres Lebens. Welche Vorsätze fassen wir, wenn wir hören, dass wir schwerkrank sind und nur noch sechs Monate zu leben haben? Und fallen wir nach sechs Monaten wieder in unseren alten Trott zurück, wenn wir erfahren, dass sich der Arzt geirrt hat?
KESSE Botschaften und Kommas, die besser Punkte wären
Klare Kommunikation ist aber auch eine Frage des richtigen Handwerkszeugs. KESS sollen Botschaften sein – kurz, einfach, stimulierend und strukturiert. Der Klarheit im Wege stehen dagegen Pauschalierungen, Euphemismen, Substantivierungen und Nebensatzkonstruktionen. Wählen Sie eine bildhafte Sprache und machen Sie öfters mal einen Punkt ;-)!
René Borbonus bringt eine Reihe amüsanter Beispiele, die verdeutlichen, wie und warum Kommunikation oftmals nicht funktioniert. Da ist der Zahnarzt, der ankündigt, zwei Weißheitszähne zu ziehen und erst danach erklärt warum – Widerstand ist vorprogrammiert. Der Chef, der bei einem Kritikgespräch mit einem Mitarbeiter ausschließlich in die Vergangenheit blickt, statt mit ihm zu überlegen, was er in Zukunft besser machen könnte. Oder die Eltern, die statt klare Anweisungen zu geben, ihr Kind fragen, ob es vor dem abendlichen Fernsehen nicht lieber seine Hausaufgaben machen möchte. Die Antwort ist klar, oder?
Bei dem ein oder anderen Beispiel fühle ich mich selbst ertappt und nehme mir vor, es mit dem gelernten Wissen künftig besser zu machen ;-).
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