Das Timing der Veranstaltung war perfekt – nur einen Tag nach der Wahl von Emmanuel Macron und dessen Forderung nach Eurobonds stellte unser Redner Prof. Dr. Clemens Fuest in der prachtvollen Aula der Ludwig-Maximilians-Universität München sein neues Buch Der Odysseus-Komplex vor. Darin skizziert er einen pragmatischen Weg zur Lösung der Eurokrise. Wie dieser aussehen könnte, legte der Präsident des ifo-Instituts in einem rhetorisch und inhaltich brillanten Vortrag dar.
Clemens Fuest hält nichts von der immer wieder geforderten Vertiefung der Politikkoordination in der Eurozone, die mit noch mehr gemeinschaftlicherHaftung für Staatsschulden einhergeht.
Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass europäische Schuldenregeln oder Vereinbarungen zur Fiskalpolitik mangels Sanktionsmöglichkeiten weder eingehalten noch durchgesetzt werden. Zum Beweis ließ er Leistungsbilanzdaten, Zinssätze, Targetsalden und Haushaltsdefizite der letzten Jahre Revue passieren.
Statt also einer „goldenen Kreditkarte“ für alle (Stichwort Eurobonds) schlägt Fuest ein 5-Punkte-Programm zur Lösung der Eurokrise vor:
- Banken halten mehr Eigenkapital und weniger Staatsanleihen
- Übermäßige Haushaltsdefizite werden mit Accountability-Bonds finanziert
- ESM-Rettungsschirm für Liquiditätsprobleme
- Schuldenrestrukturierung bis hin zum Schuldenschnitt
- Stärkung der Unabhängigkeit der EZB
In der anschließenden Diskussion erntete Clemens Fuest für seine klaren Aussagen viel Lob aus dem illustren Kreis der Zuhörer, darunter sein Vorgänger Hans-Werner Sinn, Ex-Finanzminister Erwin Huber, der frühere Landeszentralbankchef Franz-Christoph Zeitler und der ehemalige HVB-Chefvolkswirt Martin Hüfner.
Bei Veranstaltungen, in denen nicht nur Fachleute im Publikum sitzen, passt Clemens Fuest seinen Vortrag natürlich an den Kenntnisstand der Zuhörer an, wie er mir hinterher versicherte.
Clemens Fuest ist einer der renommiertesten und einflussreichsten Ökonomen in Deutschland. Seine Karriere verlief beinahe schon schwindelerregend: Habilitation mit 32 Jahren, anschließend Ruf an die Universtität Köln. 2008 Wechsel an die University of Oxford, 2011 Ernennung zum Präsidenten des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim. Seit 2016 ist Clemens Fuest Präsident des ifo Instituts in München, eines der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in Europa und zugleich das in den deutschen Medien am häufigsten zitierte.
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