2015 März 03

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Armin Nassehi über das paradoxe Verhältnis von Fremdheit und Vertrautheit

von Sibylle Nottebohm

Econ Redner Nassehi Armin

In einem einzigen Satz fasst unser Redner Armin Nassehi gleich zu Beginn den Inhalt seines gesamten Vortrags zusammen: „Die Leute haben am meisten Angst vor Dingen, die sie gar nicht kennen, und wenn es gar keinen Grund für ihre Angst gibt“. So fürchten sich vor allem sächsische Pegiden vor dem Islam, weil sie mit Fremden nie etwas zu tun haben. In Frankreich dagegen, wo bedeutend mehr Muslime leben,  ist die Angst viel geringer. Hochaktuell ist dieser Vortrag, den der Soziologe Armin Nassehi beim Neujahrsempfang der SPD in Germering bei München hielt!

Das Fremde wird hergestellt

Aber, was ist fremd? In seiner verschmitzten Art erklärt Armin Nassehi, dass das Fremde das Gegenteil des Vertrauten ist, aber erst im Auge des Betrachters entsteht: Zivilisation gibt es erst, seit man den „Wilden“ kennt, und das Bürgertum, seit man die Gesellschaft in Klassen unterteilt. Das Fremde wird hergestellt, indem man es mit Kriterien behaftet, die man selbst aufgestellt hat. Und, oft macht erst die Umgebung aus einzelnen Menschen eine Gruppe; z.B fühlt man sich im Ausland viel mehr als Deutscher denn in Deutschland selbst… Selbstironisch verweist Nassehi auf sein haarloses Haupt  – er jedenfalls vermeidet den Ausdruck „Glatzen“ für Rechtsradikale…

Selbst wenn es keine Migration gäbe, wäre unsere Gesellschaft inzwischen multikulturell, denn noch vor wenigen Jahrzehnten war ein katholisch-protestantisches Ehepaar ein Riesenproblem, lange Haare bei männlichen Jugendlichen führten zu Familienkrisen und Homosexualität war verpönt. Heute findet zwar nicht jeder alle Lebensentwürfe gut, aber sie sind gesellschaftlich akzeptiert.

Nach dem Vortrag wird noch lange und angeregt weiterdiskutiert, auch mit Armin Nassehi, während er am Büchertisch signiert.

 

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