2015 Januar 05

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Hans-Werner Sinn über Generationen(un-)gerechtigkeit

von Sibylle Nottebohm

Econ Redner Sinn Hans-Werner

Vor der ehrwürdigen Kulisse der Großen Aula der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität erläuterte unser Redner Hans-Werner Sinn kurz vor Weihnachten seine Thesen zum Thema „Generationen(un-)gerechtigkeit, Ursachen, Folgen und Politikimplikationen des demographischen Defizits“.

Mit übersichtlichen Charts und klaren Worten zeigte er dem voll besetzten Saal, dass Deutschland aufgrund seiner extrem niedrigen Fertilitätsrate (nur 1,38 Kinder pro Frau) im Jahr 2030 entweder die Beitragssätze der gesetzlichen Rente verdoppeln oder das Rentenniveau um die Hälfte absenken muss.

Bis zum Alter von 77 Jahren arbeiten

Für ein gleich bleibendes Rentenniveau könnten wir aber auch bis zum Alter von 77 Jahren arbeiten oder die Einwanderung forcieren. Allerdings bewertet Hans-Werner Sinn die „Assimilationskraft“ Deutschlands für die seiner Meinung nach erforderlichen 32 Millionen Zuwanderer als nicht ausreichend. Und er kommt, ganz anders als jüngst die Bertelsmann-Stiftung, zu dem Schluss, dass die Zuwanderer die Sozialkassen nicht ent-, sondern belasten. Eine Begründung für diese These liefert er aber nicht. Für die Politikerschelte „Die Volksvertreter denken nur bis zur nächsten Wahl“ erntet er den ersten Applaus.

Investitionen in Seniorenheime lohnen

Die Senioren von heute werden von den kinderlosen Babyboomern versorgt, die sich diese Aufgabe in der Regel noch mit mehreren Geschwistern teilen können, so Hans-Werner Sinn. In 15 Jahren wird sich diese Situation aber dramatisch ändern. Sinn prognostiziert als Folge dieser Krise des Sozialsystems eine Gerontokratie in Deutschland und empfiehlt eine Investition in die riesige Wachstumsbranche der Seniorenheime….

Sehr aufschlussreich sind Hans-Werner Sinns Erklärungen für diese Situation: Den Grundstein dafür legte Ende des 19. Jahrhunderts Bismarck mit der ersten Rentenversicherung der Welt, denn nun war man im Alter auch ohne Kinder versorgt. „Die Vollkasko-Vversicherung gegen Kinderlosigkeit erzeugt eine Vollkasko-Mentalität“. Der Sozialstaat ist selbst verantwortlich für die Krise, in der er steckt.

Hans-Werner Sinns Empfehlungen sind:

  • die Abschaffung des gesetzlichen Rentenalters
  • ein Punktesystem für die Einwanderung
  • ein starkes Anreizsystem zum Kinderkriegen wie in Frankreich und
  • eine Änderung der Anlagevorschriften der Rentenkassen.

In den  Familien konstatiert Hans-Werner Sinn eine Dreifachbelastung: Versorgung der Eltern sowie der Kinder und Zwang zur Kapitalbildung aufgrund der in Zukunft geschmälerten Rente. Als Lösung schlägt er eine Zusatzversorgung in Form einer Kinder-Rente für Eltern und einer kapitalgedeckten Rente für Kinderlose vor. Es gibt noch viel zu tun, so scheint es….

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