2013 April 16

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Klaus Töpfer: Energiewendemanager statt Energieminister

von Isabel Funke

Sie sind immer gut besucht und hochkarätig besetzt, die Dialogforen der Münchener Rück Stiftung. Dieses Jahr befassen sie sich mit der Frage „Die (un)mobile Gesellschaft – bereit für die Zukunft?“. Spannende Diskutanten hatten die Veranstalter für das jüngste Forum zum Thema „Energiewende ja bitte – aber nicht in meinem Garten!“ eingeladen, darunter unsere beiden Redner Prof. Dr. Klaus Töpfer und Prof. Dr. Utz Claassen sowie Stefan Kohler, den Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur. Doch wie schon bei der vorangehenden Veranstaltung musste die Münchner Rück Stiftung auch diesmal für zwei kurzfristige Absagen Ersatz finden.  Statt mit Utz Claassen und Stefan Kohler diskutierte Klaus Töpfer also mit dem Vorstandsvorsitzenden der Thüga AG Ewald Woste und dem Geschäftsführer der Solarinitiative München Dr. Harald Will.

„Vor Ihnen steht der Grüne Punkt!“ Mit diesen Worten begann Klaus Töpfer in seiner gewohnt launigen Art seinen Impulsvortrag. Den ursprünglichen Widerstand gegen das von ihm initiierte Wertstoffrecycling nahm er als Beleg dafür, dass kein Grund besteht, angesichts vehementer Kritik an der Energiewende den Mut zu verlieren. Deutschland sei heute Marktführer bei Recylingtechnologie. Und Widerstand provoziere Nachdenken über alternative Lösungen, biete die Chance, die Bürger einzubinden und sei zugleich ein Beleg für eine engagierte und immer besser informierte Gesellschaft. Aus neuen Herausforderungen erwachsen neue Aufgaben und neue Chancen. Eines sei auf jeden Fall klar: Die Welt im Jahr 2050 mit 9 Mrd. Menschen braucht vor allem Energie!

In der anschließenden Diskussion forderte Klaus Töpfer einen Energiewendemanager, nicht aber einen Energieminister. Der Aufbau eines neuen Ministeriums koste zuviel Zeit, wie er aus eigener Erfahrung als Deutschlands erster Umweltminister weiß. Doch ein professionelles, industrielles Projektmanagement sei bei einem Vorhaben dieser Größe unerlässlich. Man dürfe bei der Energiewende nicht in Auseinandersetzungen verharren, statt gemeinsam zu handeln. „Mich schüttelt es, wenn gesagt wird, das kostet eine Billion!“ Der gesamte Prozess müsse rational durchdacht werden, Emotionen gebe es schon genug. Zur Finanzierung der Energiewende schlug Töpfer eine Art Offenmarktpolitik für CO2 vor, also einen Aufkauf von CO2-Zertifikaten. So ließen sich die aufgrund der Wirtschaftskrise extrem gefallenen Preise beim Emissionshandel stabilisieren.

Abwrackprämie für Schulheizungen

Die anschließende Diskussion drehte sich dann wieder stärker um den Protest der Bürger gegen die Energiewende. Klaus Töpfer plädierte für genossenschaftliche Modelle zur Beteiligung der Bürger, warnte vor einem zu starken Anstieg der Strompreise, der unsozial sei, und sprach sich dafür aus, die Leistung der bereits bestehenden Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien auszubauen statt immer mehr neue Anlagen zu errichten.

Zum Schluss merkte Klaus Töpfer süffisant an, angesichts der Alterstruktur von Schulheizungen möge man nie wieder eine Abwrackprämie für Autos beschließen, sondern lieber für alte Heizungen.

 

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