2012 November 09

Interviews

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Four more years – Melinda Crane zum Wahlsieg von Barack Obama

von Barbara Boesmiller

Am Ende war es ja schneller klar, als viele befürchtet hatten: Barack Obama hat die Wahl gewonnen und bleibt weitere vier Jahre US-Präsident. Ein Wahlkampf der Superlative endete dabei mit einer Wahlnacht der Rekorde: Obamas Sieg hat eine nie dagewesene Tweet-Lawine ausgelöst, seine Facebook-Seite wurde mit „Likes“ überschwemmt. Viel wichtiger war aber natürlich, dass der US-Präsident seine Anhänger bei der Stange halten konnte und eine rekordverdächtige Zahl von Latinos für ihn gestimmt hatten.

Und während bei den Politik-Journalisten rund um den Globus erschöpfte Ruhe eingekehrt ist, haben wir mit unserer Rednerin Melinda Crane über das Wahlergebnis gesprochen. Die US-Amerikanerin ist Chefkorrespondentin von Deutsche Welle TV. 

Melinda Crane, was war der Schlüssel zu Obamas Sieg:  Der Hurrikan Sandy, die Unterstützung der Latinos oder seine Arbeit während der ersten Amtszeit?

Obamas Erfolg widerspiegelt den Erhalt seiner Wählerkoalition von 2008 – also Latinos, aber auch Schwarze, Jugendliche und Frauen – sowie die Überzeugung vieler Amerikaner, dass er sich für die Interessen der Mittelschicht einsetzen wird. Wobei der Sturm indirekt auch eine Rolle spielte: Er gab dem Präsidenten die Chance, Führung, menschliche Empathie und Überparteilichkeit zu zeigen.

Zum Erhalt seiner Wählerbasis trug die hervorragende Arbeit seiner Kampagnenmannschaft bei. Die Überzeugung der Mittelschicht, dass der Präsident eher als Mitt Romney in der Lage sei, ihre Sorgen zu verstehen und ihre Situation zu stabilisieren, liegt zum Teil an der Arbeit in seiner ersten Amtszeit, aber auch an den Fehlern des republikanischen Kandidaten und seiner Partei.

Haben Sie einen doch so klaren Sieg gegen Mitt Romney erwartet?

Ich habe in der letzten Woche vor der Wahl einen Sieg von Obama erwartet, dachte aber, es würde knapp ausfallen. Und schliesslich war es sehr eng – wenn man sich nicht die Zahl der Wahlmännerstimmen anschaut, sondern wieviele Stimmen die Kandidaten jeweils direkt von den Wählern bekommen haben.

(Anm. d. Red: Durch das Prinzip „the winner takes it all“ liegt Obama bei den Wahlmännern trotzdem klar vorne.)

Neben den wirtschaftlichen Schwierigkeiten leiden die USA vor allem unter der wachsenden Spaltung der Gesellschaft. Was muss Obama tun – und was kann er überhaupt tun, um diese Kluft zu überwinden?

Er muss versuchen, mit den Republikanern im Abgeordnetenhaus konstruktiv zusammenzuarbeiten. Das heisst, er muss wirklich auf sie zugehen, Kompromisse suchen, Beziehungen kultivieren. Aber auch sie müssen sich bewegen.

Erst in den nächsten Wochen werden wir sehen, welche Lehre die Republikaner aus dieser Niederlage ziehen. Wenn sie weiter eine Politik der Blockade und Paralyse verfolgen, muss der Präsident trotzdem versuchen, seine Wahlversprechen einzuhalten. Das heisst, vor allem dafür zu sorgen, dass die Schere zwischen Reich und Arm nicht noch weiter wird. Dazu gehören höhere Steuern für Wohlhabende genausso wie Investitionen in Bildung.

Noch ein Tipp zum Weiterlesen: Eine tolle Zusammenfassung der digitalen Berichterstattung über die US-Wahl finden Sie auf der Website ONA Issues. (Dank an Wolfgang Blau)

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