2012 März 23

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Schulden über Schulden! Vortrag von Bernd Raffelhüschen

von Sibylle Nottebohm

Bittere Wahrheiten über das Ausmaß unserer Staatsverschuldung trägt unser Redner Bernd Raffelhüschen mit trockenem Humor in vergnügtem Plauderton vor. Bei der Erläuterung seiner Statistiken wendet er sich oft direkt an seine Zuhörer, stellt immer wieder rhetorische Fragen. Er ist authentisch, sympathisch, sein Vortrag sehr informativ – ich fand’s brillant!

„Von Schulden, die man sieht und solchen, die man nicht sieht: Eine Generationenbilanz“,

so lautete der Vortrag, den er am 21.03.2012 in München hielt. Der Staat handle wie ein Kioskbesitzer, da er nur Einnahmen und Ausgaben aufliste, aber keine Rückstellungen für die „heimlichen“ Forderungen aus Rente und Pflege bilde. Von Unternehmen fordere er Bilanzen, Rückstellungen und eine Frauenquote, halte sich selbst aber keineswegs an die eigenen Vorgaben.

Die unsichtbaren Forderungen resultieren aus der verhängnisvollen Bevölkerungsentwicklung in Deutschland. Wenn in einigen Jahren die geburtenstarken Jahrgänge ins Renten- und Pensionsalter eintreten, wird jeder Erwerbstätige für zwei Rentner aufkommen müssen.

© Forschungszentrum Generationenverträge

Weitere heimliche, nicht bilanzierte Schulden entstehen durch die steigenden Gesundheitskosten. Die Lebenserwartung erhöht sich alle 20 Jahre um vier Jahre. Mit zunehmendem Alter steigt aber die Wahrscheinlichkeit, krank oder dement zu werden.

Ein zusätzlicher ungedeckter Kostenfaktor liegt im Bereich der Pflegeversicherung. Derzeit werden 70 % der Pflegefälle kostengünstig zu Hause versorgt. Wenn die geburtenstarken, aber kinderarmen Jahrgänge ins Rentenalter kommen, wird dieser Prozentsatz drastisch sinken und zu deutlich höheren Pflegeausgaben führen.

Je nach Szenario werden so aus den aktuell  rund 2 Billionen (= 2.074.000.000.000!) Euro sichtbaren Schulden zusammen mit den heimlichen Schulden  5 bis 10 Billionen Euro Schulden! Fazit: Die Politik versagt seit Jahrzehnten, denn die versteckten Schulden des Staates sind viel höher als die sichtbaren…

Lösungsansätze sieht Bernd Raffelhüschen in einer gezielten Zuwanderungspolitik wie in der Schweiz, mehr Arbeitsplätzen für Frauen, Selbstbeteiligung bei Krankheit und Pflege, einem höheren Renten- und Pensionseintrittsalter oder im Modell Norwegen, wo dank Erdölvorkommen rechtzeitig Rücklagen gebildet wurden.

Trotz der schlechten Nachrichten verläßt man den Veranstaltungsort beschwingt: Man hat viel gelernt über den Zustand des Landes!

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