Über Chinas wirtschaftliche und politische Entwicklung erfährt man viel aus den Medien. Aber über Kultur und Mentalität der Chinesen? Da herrschen oft oberflächliche Vorurteile. Xueli Yuan, chinesischer Berater und Trainer für interkulturelles Management, räumte im Rahmen eines Abendseminars in München mit diesen Vorurteilen auf.
Die erste Erkenntnis: Es gibt nicht das eine China. Heutzutage haben wir es mit drei Chinas zu tun, die kulturell ganz unterschiedlich geprägt sind. Anhand der Geschichte Chinas im 20. Jahrhundert erläutert Yuan, welche Faktoren das traditionelle, das sozialistische und das moderne China beeinflusst haben. Wer in China geschäftlich zu tun hat, sollte zunächst analysieren, welchem dieser drei Chinas sein Gegenüber zuzuordnen ist.
Aber auch dann ist der Gesprächserfolg noch längst nicht garantiert. Zu groß sind die Unterschiede zwischen Deutschen und Chinesen, was die Strukturierung von Informationen und den Argumentationsstil angeht. Anhand einschlägiger Beispiele erläutert Yuan, zu welchen Missverständnissen es kommt, wenn diese Unterschiede nicht bekannt sind.
Da hält z.B. der Deutsche den chinesischen Gesprächspartner für inkompetent, weil dieser alle bekannten Fakten noch einmal aufführt, bevor er zum entscheidenden Argument kommt.Aber Chinesen denken und argumentieren anders, nämlich induktiv, Deutsche dagegen deduktiv.
Wie Xueli Yuan mit Humor und schauspielerischem Talent verschiedene Gesprächssituationen darstellt und zwischen den jeweiligen Rollen hin und her wechselt, macht das Zuhören zu einem wahren Vergnügen.
Fazit: Die meisten gescheiterten Kooperationen mit chinesischen Partnern sind darauf zurückzuführen, dass die jeweiligenVerhaltensweisen nicht zusammenpassen. Und: 87 % aller Chinesen antworten auf die Frage, welches ihr Lieblingsland sei: Deutschland. Deutsche Firmen sollten ihre Chancen also nutzen – und ihre Mitarbeiter entsprechend auf den Kontakt mit China vorbereiten.
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