2011 November 29

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Finanzkrise: Eurobonds oder weiter durchwurschteln?

von Isabel Funke

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften hatte letzten Freitag zu einer hochkarätig besetzten Diskussion unter dem Titel „Rettungsschirme, Notpakete, Finanzspritzen. Welche Zukunft hat der Euro?“ eingeladen. Drei unserer gefragtesten Redner zum Thema Wirtschaft saßen auf dem Podium: Prof. Dr. Peter Bofinger, Prof. Dr. Wolfgang Wiegard und Prof. Dr. Hans-Werner Sinn.

 

Kämpferisch zeigte sich gleich zu Beginn der Wirtschaftsweise Peter Bofinger. Er verglich die Währungsunion mit einer Ehe, in der die Partner in guten wie in schlechten Zeiten füreinander da sein sollten. „Es lohnt sich, für den Euro zu kämpfen!“, so sein Eingangsstatement.

Hans-Werner Sinn dagegen verglich das Verhältnis der Euro-Länder mit dem guter Nachbarn: Man hilft sich gerne mal gegenseitig, ohne aber gleich alle Risiken des anderen abdecken zu müssen. Daher sei er für einen Schuldenschnitt bei den fälligen Staatsschulden und einen knapp 5%igen Risikoaufschlag bei den Zinsen für überschuldete Länder. Mit einem riesigen Pokerspiel zwischen Wallstreet, City of London sowie dem deutschen Rentner und Steuerzahler verglich er das aktuelle Krisenmanagement, wofür ihm die überwiegend schon etwas älteren Zuhörer lebhaft Beifall zollten.

Bofinger warnte vor einem Zusammenbruch des Finanzsystems, wenn sich Sinns Position durchsetze. Eurobonds böten Ländern wie Italien die Chance, ihre Schulden weiterhin zu bedienen, weil die Zinsen moderat blieben. Weder er noch Hans-Werner Sinn könnten die aktuellen Risiken abschätzen, da bleibe er im Gegensatz zu Sinn lieber risikoscheu.

Eine moderierende Position nahm in dieser Debatte Wolfgang Wiegard ein. Sehr engagiert und glasklar in der Argumentation legte er dar, warum auch er gegen Euro-Bonds und einen unbegrenzten Aufkauf von Staatsanleihen ist. Die kurzfristigen Maßnahmen hingen von der Frage ab, welches Europa wir auf lange Sicht wollen. In diesem Zusammenhang plädierte er für eine Rückbesinnung auf die Maastricht-Kriterien. In Zukunft sollte es bei Ländern, die gegen die Stabilitätskriterien verstoßen, notfalls auch zum Ausschluss aus der Euro-Zone kommen.

Zum Abschluss verdeutlichte Hans-Werner Sinn, dass er den Euro durchaus für rettenswert hält. Er sei aber nicht in Gänze zu retten. Ausdrücklich lobte er das vorsichtige Taktieren von Angela Merkel. Die von Brüssel geplante große Lösung sei katastrophal. Wir sollten uns lieber auf einige weitere Jahre des Durchwurschtelns einstellen.

 

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