2011 Oktober 18

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Buchmessen-Streiflicht

von Sibylle Nottebohm

Es hat sich gelohnt, zu nachtschlafender Zeit in München loszufahren, um schon um 10 Uhr Miriam Meckel auf der Bühne von 3sat zu sehen. Präzise, etwas kühl, aber sehr sympathisch schildert sie ihre Bedenken zu den Google-Algorithmen und landet unvermutet bei der philosophischen Frage: „Bin ich noch frei?“

Im bezaubernden Lesezelt (es ist ein altes, hölzernes, mit Spiegeln verziertes Zirkuszelt) streiten Ranga Yogeshwar (in druckreifen Sätzen), Frank Schirrmacher von der FAZ und Gunter Dueck von IBM mit einigen anderen über Sinn und Wahnsinn der neuen Medien – eigentlich sollte es um „Die Zukunft des Buches“ gehen…

Der Strafverteidiger Ferdinand von Schirach analysiert im Forum der ARD ruhig, aber schlagfertig und mit trockenem Humor verblüffende Begebenheiten unseres Rechtssystems.

Im Gespräch mit Alice Schwarzer, die sich unverdrossen dem immer aktuellen Thema der Geschlechterbeziehung widmet, wandelt sich Frank Schirrmacher am FAZ Stand zum klugen Fragesteller und Moderator. Am gleichen Stand ist später die Autorin der „Schoßgebete“, Charlotte Roche, zu hören. Sehen kann ich sie nicht vor lauter Neugierigen, will ich auch nicht, nix wie weg!

Die Theologin Margot Käßmann hat ein Kinderbuch geschrieben. Ihr Charisma verdankt sie ihrer Direktheit und unkomplizierten Herangehensweise an die Dinge. Sie punktet mit gesundem Menschenverstand!

Im Studio von swr2 sitzt Reinhold Messner.  Seit Jahren unverändert und faszinierend wie immer verkündet er sein Bergsteiger-Mantra.

Von der Maus zum Friedenspreis

Unvermutet treffe ich am Hanser Stand auf Christoph Biemann. Seine „Entdeckungen“-Bücher und die „Sendung mit der Maus“ begeistern seit Jahren Kinder und Erwachsene gleichermaßen.

Leider verpasst: Manfred Bissinger von Hoffmann und Campe und den Grammatikkünstler Bastian Sick, denen ich weder am Stand noch auf dem Forum begegnet bin.

Und immer wieder treffe ich Miriam Meckel auf den verschiedensten Bühnen – stets klug und geduldig bei den Fragen der wechselnden Gesprächspartner.

Miriam Meckel im Gespräch

Im Vorübergehen erhasche ich einen Blick auf den unglaublich beeindruckenden algerischen Schriftsteller Boualem Samsal, der den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhalten hat. Eines seiner Werke „Das Dorf des Deutschen oder das Tagebuch der Brüder Schiller“ beschäftigt sich mit der Beteiligung eines deutschen Nazis an der Ausbildung der Befreiungsbewegung FLN im algerischen Unabhängigkeitskrieg.

An einem Stand sitzt Peter Scholl-Latour, ganz vertieft in die Diskussion mit einem jungen Mädchen.

Ulrich Wickert, gelassen und freundlich wie immer, signiert am Stand von Hoffmann und Campe unermüdlich und tütenweise seine alten und neuen Werke und schüttelt Hände.

Am „vorwärts“–Stand erläutert Klaus Wowereit routiniert seinen Essay „Mut zur Integration“.

Happy Hour mit Reiner Calmund

Ein letztes Highlight ist die Happy Hour mit Reiner Calmund. Witzig, direkt, volksnah und schwergewichtig plädiert er für gesunde Ernährung. In unnachahmlicher Kölscher Mundart empfiehlt er: „Lassen Sie nix anbrennen, in dreifacher Hinsicht…!.“

Calli und die Kalorien

Fußlahm und erschöpft, aber erfüllt und bereichert, den Kopf voller unglaublicher Eindrücke, trete ich den Heimweg an: Schön war’s wieder!

 

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