2016 November 10

Interviews

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Anja Förster und Peter Kreuz: Sagen Sie „Nein“!

von Barbara Boesmiller

Noch schnell dieses erledigen und jenes – und das nicht vergessen! Ach, am besten mach‘ ich doch eine To-do-Liste. Für die Arbeit. Und eine für zu Hause. Und eine für Weihnachten… Kommt Ihnen bekannt vor, oder? Irgendwann stapelt sich Liste auf Liste und erledigt hat man fast nichts. So ähnlich ging es ECON Redner Foerster Kreuz_neuer Vortragunseren Business-Querdenkern Anja Förster und Peter Kreuz. Bis sie „Nein“ gesagt haben und eine „Not-to-do-Liste“ angelegt haben. Dabei heißt Nein-Sagen nicht, einfach alle Aufgaben und Anfragen abzulehnen. Sondern vielmehr, erst mal innezuhalten und nachzudenken. Darüber, was man leisten kann und leisten möchte. Anja Förster und Peter Kreuz haben dazu ein Buch geschrieben und wir haben mit den beiden über das Nein-Sagen gesprochen:

Waren Sie schon immer gut im Nein-Sagen oder mussten Sie es auch erst üben?

Peter Kreuz: Mir ist meine Unabhängigkeit extrem wichtig. Und das bedeutet, dass ich lernen musste, sehr gut im Nein sagen zu werden. Was mir dabei geholfen hat, ist der Gedanke, dass ich nicht auf der Welt bin, um reflexartig die Erwartungen anderer zu erfüllen. Die Erwartungen anderer sind eben die Erwartungen anderer. Diesen Erwartungen kann man entsprechen, muss es aber nicht.

Wie sage ich „Nein“, ohne dass es für mein Gegenüber aggressiv oder verletzend wirkt?

Anja Förster: Das Problem ist, dass das Nein zwar meine Macht stärkt, aber die Beziehung belastet. Ein häufiges Verhaltensmuster, insbesondere bei Frauen, ist, Ja zu sagen, wenn wir eigentlich Nein meinen. Die Beziehung soll nicht leiden und ich will dem anderen mit meinem Nein nicht auf die Füße treten.

Das ist extrem ungesund und der Hauptverursacher von Stress: Ja zu sagen, wenn ich eigentlich Nein meine. Da komme ich nur raus, wenn ich eine klare Haltung entwickle. Was ist mein großes Ja und welche Neins leiten sich daraus ab? Und dann muss ich das auch so artikulieren, dass der andere mitgenommen wird. Klar in der Sprache, fair im Ton.

Unabhängig sein, eigenverantwortlich und selbstbestimmt – das ist der zentrale Punkt in ihrem neuen Buch. Warum ist das wichtig?

Peter Kreuz: Es gehört zum menschlichen Gruppenverhalten, das zu tun, was von einem erwartet wird. Wer mitspielt, wird belohnt mit sozialer Anerkennung. Wenn aber genau dieses Verhaltensmuster heute im Verkaufsraum einer amerikanischen Hypothekenbank abläuft, dann passieren im Rahmen von Gruppendruck in Kombination mit Gier und Größenwahn unvorstellbare Dummheiten, für die Unternehmen Pleite gehen, Menschen ins Gefängnis wandern und Volkswirtschaften ins Wanken geraten.

Anja Förster: Wir brauchen Menschen, die ihre Individualität leben, zum Gruppendruck bewusst Nein sagen und auch den Mut haben, sich ihres eigenen Verstandes zu bedienen. So wahr es ist, dass selbstbestimmte Individuen Gemeinschaft brauchen, um existieren zu können, so wahr ist auch, dass Gemeinschaften selbstbestimmte und selbstreflektierte Individuen brauchen. Selbstbestimmung und Entschiedenheit stehen nicht im Widerspruch zu einer funktionierenden Gesellschaft, sondern sind geradezu ihre Voraussetzung.

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